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Unregistriert
Anzündhilfe Registriert seit: Jan 1970 Wohnort: Verein: Beiträge: 0 Status: Offline |
Beitrag 3723
[06. April 2001 um 15:33]
Ich will mahl wieder aur die Ausgangsfrage zurückkommen. Will man das Gebiet um Cuxhaven haben oder nicht? Oder anders herum gefragt: Wieviele Gebiete in Deutschland kennt ihr bei denen man Level 3 Flüge (um mal wieder die beliebten amerikanische Maßstäbe anzusetzten) machen könnte?
Und... Zitat: Ich denke da geht es hier weiter. Viele Grüße Erwin |
Oliver Arend
Administrator
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Beitrag 3724
[06. April 2001 um 17:14]
Ja, Erwin, als ich postete bestand der Thread noch nicht in seinem momentanen Umfang.
Also ich bin ehrlich gesagt so einer schw(l?)ammigen Sache eher abgeneigt, zumal das heute Nationalpark ist (?). Ich würde lieber trockenen Fußes fliegen. Als Level 3 Startgelände dürften sich der ein oder andere Bundeswehrstützpunkt eignen, Teile des ehemaligen Grenzstreifens (ich bin neulich drübergeflogen, kann mich in den Dimensionen auch stark getäuscht haben) sowie einige Gegenden in Ostdeutschland (was den Grenzstreifen beinhalten würde), die besonders stark von der Landwirtschaft dominiert werden. Solche Gegenden in den alten Bundesländern zu finden, dürfte aufgrund der wesentlich höheren Bevölkerungsdichte und des abwechslungsreicheren Landschaftsbildes (nicht so wahnsinnig große landwirtsch. Betriebe, sondern häufiger kleine Stücke Wald) fast aussichtlos werden. Leider sind selbst großmaßstäbige Autoatlanten (1:300 000) nicht geeignet, bundesweit Startgelände ausfindig zu machen. Es steht immer irgendwo eine Gruppe Bäume rum und einige ständig wasserführende Gräben/Bäche und vor allem Hochspannungsleitungen fehlen in den Karten. Oliver |
Peter
alias James "Pond"
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Beitrag 3725
[06. April 2001 um 19:08]
Ich bin auch neidisch auf die Rittergüter im Osten, wo man hier im Westen keinen Horizont sieht ohne Häuser und Menschen dazwischen. Trotzdem hat ein Küstenstartplatz natürlich seinen besonderen Reiz: nix is leerer als der Ozean. Startet man also ein ordentliches Pfund, dann bedeutet das zusätzliche Sicherheit. Außerdem gibts dort keine Bäume und Hochspannungsleitungen..
Außerdem gibt es noch andere, interessante Aspekte: Luftraum über internationalen Gewässern und so. Ehrlich: ich habe keine Ahnung, was das juristisch bedeutet, aber man wird ja noch fragen dürfen.. Praktisch gesehen: die Leute damals hatten offenbar keine Probleme, in dieser Zone große Teile aus großen Gerüsten zu starten. Weshalb sollten wir damit anfangen? Naturschutz: kommt auf die Umstände an. Aber manches heutige Biotop haben wir der Bundeswehr zu verdanken, mit Panzer und Artillerie. Da werden es uns die Viecher erst recht nachsehen, wenn alle paar Wochen mal ne einsame Rakete "zisch" macht. Peter |
Herbert
Epoxy-Meister Registriert seit: Sep 2000 Wohnort: Verein: RAMOG e.V. Beiträge: 237 Status: Offline |
Beitrag 3726
[08. April 2001 um 18:26]
Hallo Peter, hallo Oliver
um mal da etwas erläuternd anzuschließen: Der 1.Internationale Carl-Neubronner- Wettbewerb fand auf einen Panzer-Übungsplatz in Külsheim/Odenwald statt. Dort startete seinerzeit Lambert Schelter seine 5-m-Ariane. Die Raketen- und Raumfahrttechnischen Lehr- und Versuchsstellen der Hermann-Oberth- Gesellschaft e.V. waren jeweils ganz private Initiativen, meistens mit einem Ingenieur oder Dipl.-Physiker als Leiter, einigen Ingenieurstudenten und sonstigen "unverbesserlichen" Idealisten, wie ich z.B. einer bin. Man hatte meiner Gruppe seinerzeit auch angeboten, RRLV zu werden, aber wir zogen es lieber vor, die RAMOG zu gründen und existieren daher heute noch. Herbert (RAMOG) |
Oliver Arend
Administrator
Registriert seit: Aug 2000 Wohnort: Great Falls, VA, USA Verein: RMV/Solaris/AGM/TRA L1/TCV/MDRA/NOVAAR Beiträge: 8351 Status: Offline |
Beitrag 3727
[26. April 2001 um 22:30]
Diese Mail erreichte mich heute von Harald Lutz mit der Bemerkung, dass man sie ja ins Forum stellen könnte. Hier ist sie (unter Gefahr, dass einiges wiederholt wird).
die Cuxhavener Raketenversuche waren -so erstaunlich es klingen mag- überwiegend Versuche von Amateueren (oder wie sollte man sonst ehrenamtlich tätige Leute in einem Verein bezeichnen), die allerdings beruflich bedingt über gute Beziehungen zu einschlägigen Industrien verfügten und von dort auch gut unterstützt wurden. Der Einbau der Treibsätze in die Raketen (ich vermute es waren auswechselbare Treibsätze, wie man sie heute in Modellraketen findet - nur viel größer) und der Einbau der Zünder mußte von Sprengmeistern vorgenommen werden. Die Raketen selbst wurden überwiegend ehrenamtlich gebaut. Es gab (zumindest in der Anfangszeit) keine staatlichen Zuschüsse! Man kann sagen, daß sich Ende der 50er Jahre in Cuxhaven ein echter Startplatz für "professionelle Amateurraketen" befundet hat, wie ihn nicht einmal die Amis haben! Schade, daß diese Entwicklung 1964 ein so jähes Ende genommen hat. Man kann nur spekulieren, wenn die Dinge einen anderen Lauf genommen hätten. Oliver |
Harald
SP-Schnüffler Registriert seit: Mär 2001 Wohnort: Deutschland, 71069 Sindelfingen Verein: Beiträge: 756 Status: Offline |
Beitrag 3925
, Raketenversuche in Cuxhaven
[17. Mai 2001 um 11:51]
Cuxhaven, Peenemünde und die Greifswalder Oie waren nicht die einzigen Orte in Deutschland, an denen Raketen gestartet wurden, die bis in den "Weltraum" vorstoßen konnten.
(Ich meine mit "Weltraum" eine Höhe von über 50 Kilometern, da der Raketenantrieb die einzige Möglichkeit darstellt in derartigee Höhen vorzustoßen, vergleiche Höhenrekorde für Ballons und nicht raketengetriebene Flugzeuge). Auf dem ehemaligen NVA - Übungsplatz Zingst wurden nach Auskunft des Buches "Meteorologische Raketen in Deutschland " (herausgegeben von der Deutschen Raumfahrtausstellung in Morgebröthe - Rautenkranz) kurz vor der "Wende" von Herrn Dr. Glöde in Zusammenarbeit mit Dienststellen der Ex - UdSSR einige sowjetische Raketen des Typs MMR07-M gestartet. Es sollte überprüft werden, ob auch dieser Platz für den Start von extremen "High - Power - Amateurraketen" geeignet ist. (Leider hat auch hier der Naturschutz schon zugeschlagen, aber wir dürfen nicht vergessen, daß als Werner von Braun und Co. 1936 mit dem Aufbau der "Heeresversuchsanstalt Peenemünde" begannen, dieses Areal schon seit 9 Jahren unter Naturschutz stand und daß in Cape Canaveral auch viele Flächen unter Naturschutz stehen!) |
Tom
Grand Master of Rocketry
Registriert seit: Aug 2000 Wohnort: Neustadt Verein: T2 , SOL-1 Beiträge: 5257 Status: Offline |
Beitrag 3930
[17. Mai 2001 um 12:08]
Zitat: Besteht denn noch die Möglichkeit in Külsheim Raketen zu starten ? Tom |
Stefan Wimmer
Grand Master of Rocketry
Registriert seit: Aug 2000 Wohnort: Berlin Verein: Deutsche Experimental Raketen Arbeitsgruppe (DERA) Beiträge: 2398 Status: Offline |
Beitrag 4004
[18. Mai 2001 um 22:04]
Zitat: Das stimmt nicht ganz! Es gab und gibt heute noch eine ganze Reihe "Startplätze für professionelle Amateurraketen" in den USA, u.a. die von RRS und PRS. Letzterer befindet sich in der Mojave-Wüste, ganz in der Nähe von Erprobungsplätzen für "richtige Raketen". Wenn es 1997 El Nino nicht so verregnet hätte, wäre ich genau dort bei einem (dann ein paar Wochen später durchgeführten) Start einer N2O/Alkohol Rakete auf 13km Höhe dabei gewesen. So konnte ich 'nur' den Erbauer dieser Raketen in seiner (mit allem modernen NC-Schnickschnak ausgestatteten) Werkstatt in LA besuchen und einen tollen Nachmittag lange mit ihm fachsimpeln (und ein paar exoperimentelle Hybrid-Motoren mitnehnem ). It's the Government - it doesn't have to make sense! (B. Kaplow in r.m.r) |
Harald
SP-Schnüffler Registriert seit: Mär 2001 Wohnort: Deutschland, 71069 Sindelfingen Verein: Beiträge: 756 Status: Offline |
Beitrag 4438
, Die Raketenexperimente von Herrn Dr. Peter Glöde (Observatorium Lindenberg) in Zingst
[30. Mai 2001 um 21:44]
Bezugnehmend auf die Raketenexperimente in Zingst, habe ich mich mit Herrn Dr. Peter Glöde in Verbindung gesetzt und von Ihm folgende Auskünfte zu seinen Raketenexperimenten in Zingst erhalten:
Das Observatorium Lindenberg begann Anfang der 70er Jahre seine Experimente mit meteologischen Raketen. Hierzu wurden von Zingst 5 polnische Raketen des Typs „Meteor 1“ gestartet, die eine Gipfelhöhe von ca. 20 Kilometer erreichten. Später wurden eine Reihe von Eigenentwicklungen gestartet, die aber nur Maximalhöhen von 3 Kilometer erreichten (man könnte sagen, man hat „High Power Experimente“ durchgefürt. 1988 begannen die Versuche mit den sowjetischen Raketen der Baureihe MMR-06M. Diese Raketen erreichten Höhen von bis zu 85 Kilometern! (höher ist die erste erfolgreiche A4 – Rakete von Werner von Braun am 3.10.1942 auch nicht geflogen!) Trotz der Wende 1989 und der Wiedervereinigung 1990 wurden bis zum Jahreswechsel 1990/91 50 Raketen dieses Typs gestartet. Weitere 19 Starts wurden vom Institut für Atmosphärenforschung in Kühlungsborn zwischen Februar und April 1992 durchgeführt. Die Bundeswehr übernahm bei diesen Starts die Sicherung des See- und Luftgebietes. Da die Bundeswehr kein Interesse an der Weiternutzung des Standorts Zingst hatte und sich aus Zingst zurückzog, bestand keine Möglichkeit mehr dort Raketen zu starten, da die militärischen Dienststellen zur Überwachung des Luft- und Seeraums unentbehrlich waren. |
Harald
SP-Schnüffler Registriert seit: Mär 2001 Wohnort: Deutschland, 71069 Sindelfingen Verein: Beiträge: 756 Status: Offline |
Beitrag 5029
, Status der Hermann Oberth Gesellschaft
[19. Juni 2001 um 22:10]
Die "Deutsche Raketengesellschaft" bzw. die spätere "Hermann - Oberth - Gesellschaft" war ein Verein von "Amateuren" (oder wie sollte man sonst in einem Verein ehrenamtlich tätige Menschen bezeichnen?), die aber von der Industrie (übrigens nicht von der öffentlichen Hand) gut unterstützt wurden und auch den Segen der Behörden hatten.
Was die "Seliger Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH" betrifft, so liegen mir keine Daten über den Status der Mitarbeiter vor, ich vermute, daß es sich hier um bezahlte Mitarbeiter handelte. Berthold Seliger betrieb eine Mopedwerkstatt als er zur "Hermann - Oberth - Gesellschaft" kam und dort anfing Raketen zu bauen. Da er mit seinen Raketen kommerziell vertreiben wollte (als Höhenforschungsraketen für Institute) löste er sich von der "Hermann - Oberth - Gesellschaft" los und gründete die besagte "Seliger Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH" . (Was aus Berthold Seliger nach 1964 wurde ist mir völlig unbekannt, ebenso, ob er noch lebt oder schon gestorben ist) |