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Faust

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Beitrag 1516 [Alter Beitrag02. Februar 2001 um 14:47]

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hallo,
hat jemand erfahrungen damit ?
taugt das was ?
woher bekommt man GUTES material und
was muss man beachten ?
ciao
faust

Whoa... I did a 'cat /boot/vmlinuz > /dev/audio' and I think I heard God!
Wolfgang Schäfer

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Wolfgang Schäfer

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Beitrag 1517 [Alter Beitrag02. Februar 2001 um 22:41]

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Hallo Faust,
das ist wirklich eine Wissenschaft für sich.
Gehen wir einmal davon aus, dass wir eine 60 mm Spitze fertigen wollen. Als erstes besorge ich mir den Silikon-Kautschuk. Da ich mir den Besten nicht leisten kann, erwerbe ich einen mit einem Schrumpffaktor von etwa 3%. Dies ist sehr wichtig zu wissen.
Nun drehen wir uns auf einer Drehbank oder Drechselbank ein Spitzenpositiv, das um 3% größer ist als mein Raketenrohr. Diese Holspitze bearbeiten wir mit Porenfüller und Schleifpapier, bis sie schön glatt ist.
Der nächste Schritt ist das Suchen eines Rohres mit einem Innendurchmesser von ca. 80 cm. Hierbei bevorzuge ich Dachrinnenrohre.
Angenommen meine Spitze ist 80 mm lang, dann wird mein Dachrinnenrohr etwa 2 cm länger.
In diesem Rohr bringe ich einen Boden an, auf dessen Mitte ich meine Spitze mit deren Unterseite genau fixiere. Schaue ich nun von oben in das Rohr sehe ich rund um meine Spitze einen Freiraum von 1 cm. Nachdem ich die richtige Menge Katschuk mit Härter angerührt habe, gieße ich diesen vorsichtig und langsam über die Holzspitze. Langsam, weil ich keine Luft einschließen möchte.
Ich gieße soviel Katschuk in die Form, bis die Spitze etwa 1cm hoch übergossen ist.
Die Form muß nun je nach Katschuk etwa 24 h
aushärten. Nun schneidet man vorsichtig das Dachrinnenrohr seitlich auf, biegt es auseinander und entnimmt die Form. Bitte unbedingt darauf achten, dass der Kautschuk nicht eingeritzt wird. Gruß Wolfgang
Oliver Arend

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Oliver Arend

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Beitrag 1518 [Alter Beitrag02. Februar 2001 um 23:10]

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Das klingt einfacher als ich es mir vorstellte. Wie viel kostet das Silikon? Würde man in der Form mit etwas Trennmittel (was sollte man hier verwenden?) bspw. GfK-Nosecones laminieren können? Du hast außerdem nicht beschrieben, wie man das Holz aus dem Silikon herausbekommt. Schneidet man das überschüssige Silikon oben wieder ab? Oder wie muss ich mir das vorstellen?
Oliver
Achim

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Achim

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Beitrag 1519 [Alter Beitrag03. Februar 2001 um 00:46]

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da ich beruflich viel mit Silikonen zu tun habe, kenne ich mich hier sehr gut aus.
Kleine Spitzen lassen sich mit dieser Methode in der Tat sehr gut herstellen.
Ich würde jedoch additionsvernetztes Silikon dem kondensationsvernetzten vorziehen. Die Vorteile: keinerlei Schrumpfung, Aushärtezeit 30 min, sehr dünnfliessend, höchste Zeichengenauigkeit, wesentlich bessere Reiss-u. Dehnfähigkeit, leichtes Anmischen im Verhältnis 1:1. Der Preis pro kg beträgt bei den billigeren Sorten (genau so gut) ca. 70-80 DM. Auch wir haben HT Rohre als formgebendes Element verwendet. Tip: das HT Rohr mit Silikonfett einreiben, dann lässt sich die Silikonform zum Entformen des Urmodells aus dem Rohr entnehmen. Danach wird die Form vor dem Einbringen des Kunststoffs in das Rohr zurückgeschoben, um Formveränderungen durch das Eigengewicht zu vermeiden. Das Laminieren mit GFK ist in Silikonformen dann möglich, wenn eine relativ dicke Schicht Vorgelat (Schwabbellack) in die Form eingebracht wird, so dass man ein druckstabiles Gerüst erhält, auf das dann laminiert wird. Wir haben unsere kleine Spitzen mit Polyurethan ausgepinselt.
Gut geeignet ist aber auch Epoxidharz mit Baumwollflocken und Tixotropiermittel.
Vorteil der Silikonmethode. Man bekommt eine einteilige Spitze mit hervorragender Oberfläche(abhängig von der Qualität des Urmodells). Nachteil ist die hohe Bruch-und Splitteranfälligkeit der Spitzen, da die Gewebeverstärkung fehlt. Auch das Auspinseln will geübt sein, um gleichmässig dünne Wandstärken zu erhalten. Wenn die Oberfläche des Urmodells optimal glatt ist, dann hält eine solche Form fast ewig und man kann zig- Spitzen gewinnen. Die Entformung erfolgt am besten mit Pressluft unter hohem Druck (6bar) mit der Ausblaspistole. Das Silikon dehnt sich dann und gibt die Spitze nach oben frei. Niemals!!! mit scharfkantigen Gegenständen zwischen Spitze und Form hantieren. Hat das Silikon erst mal einen Riss, dann ist eine Reparatur schwierig.
Additionsvernetztes Silikon gibt es von fast allen Dentalfirmen, meist in Liter-Gebinden,
z.B. Shera, Dentaurum, DT bad Kissingen, usw.
Wer nähere Infos braucht, dem kann ich Infos und genaue Preise mailen.
Man kann übrigens klein geschnittenes, bereits polymerisiertes Silikon als "Füllmaterial" verwenden, um Material zu sparen. Dentallabors schmeissen ihre alten Modellformen in der Regel weg, da sie nur einmal zu gebrauchen sind. Einfach mal nachfragen. Es besteht auch die Möglichkeit, mal zu fragen, ob sie bereit wären, das Rohr mit dem Urmodell mit Silikon zu füllen. Man zahlt dann nur die benötigte Menge, und das Silikon wird aus einem Mischautomaten absolut blasenfrei eingefüllt.
Ach ja, Isolierungen sind bei Silikonen völlig überflüssig. Man sollte allerdings keine Metylmethacrylate (Plexiglas) verwenden, das sie das Silikon angreifen.
Noch was: es gibt einige Silikonsorten, die aud Schwefelverbindungen mit lokaler Schleimbildung reagieren. Vorher unbedingt mit einer kleinen Silikonmenge prüfen, ob sich die schlussbehandelte Spitze mit dem Silikon verträgt. Beste Erfahrungen habe ich mit "Duo-Sil" von Shera gemacht.
Achim


Der größte Feind des Erfolges ist die Perfektion
Wolfgang Schäfer

(verstorben)

Wolfgang Schäfer

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Beitrag 1520 [Alter Beitrag03. Februar 2001 um 11:10]

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Hallo Oliver,
Du entfernst die Holzform genau wie eine lamminierte Spitze. Achim hat es toll beschrieben, mit Pressluft. Man muß beim Rausnehmen der lamminierten Form sehr aufpassen, dass man die Hinterschneidung der Spitzenform nicht verletzt. Eine Hinterschneidung in der Form ist der Teil der Spitze, den man in das Rak.-Rohr steckt.
Eine kleine Beschädigung daran in der Form und Du hast eine halbe Stunde Arbeit an der ausgeformten nächsten Spitze.
Hier noch ein Tipp fürs Lamminieren. Ich selber verwende auch die Methode mit dem Pinsel, wobei es hier zu einem großen Problem kommen kann. Stelle ich z.B. eine Spitze für ein Modell mit 100 mm Durchmesser her, so ist diese Spitze auch sehr tief und dunkel. Ich kann also bei hellem Kautschukuntergrund der Form und hellem Epoxi-Harz mit hellen Glasfaserschnippseln nicht sehen, ob ich schon überall in der Form Material aufgebracht habe. Daher mische ich dem Harz einen schwarzen Farbstoff zu (kann man beim Lieferanten des Kautschuks mitkaufen.). Jetzt kann ich 100%ig erkennen, ob ich schon überall war. Gruß Wolfgang
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