MKone
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Lachgas / NOX
Von Sir H. Davy bereits um 1800 geprägter Name für das später Stickoxydul, heute systemat. Distickstoff(mon)oxid genannte u. hier bei Stickstoffoxide behandelte Gas N2O. Das als Inhalationsnarkotikum verwendete Gas kann bei der Einatmung (zur Narkotisierung) zu lebhaften Halluzinationen u. Träumen u. dabei auch zu einer erhöhten Lachbereitschaft führen. Das 1776 von Priestley erstmals hergestellte Gas wurde von Davy 1799 als Narkotikum vorgeschlagen, als solches aber erst 1844 von dem engl. Zahnarzt Wells angewandt; 1868 erfolgte durch Andrews die erste Operation unter L.-Sauerstoff-Narkose. Dies ist auch die heute gebräuchlichste Applikationsform, da L. in Kombination mit genügend Sauerstoff prakt. ungiftig ist. Die Narkosewirkung ist schnell, aber relativ schwach u. ohne Muskelentspannung, so daß L. oft als Basisnarkotikum zus. mit Halothan od. Barbituraten od. mit Muskelrelaxantien eingesetzt wird . Voraussetzung bei diesen u.a. Verw. von L. (s. Stickstoffoxide) ist, daß die oxidierenden u. damit brand- u. explosionsfördernden Eig. des Gases berücksichtigt werden .
Lit.: 1_Pharm. Unserer Zeit 11, 18–32 (1982). 2_aerosol rep. 16, 318–320 (1977). allg.: Chem. Labor Betr. 34, 358 (1983) ï Cohen, Das Lachgas, eine chemisch-kulturhistorische Studie, Leipzig: Engelmann 1907 ï Hommel Nr._600, 1122 ï Kirk-Othmer (3.) 2, 688 ï s.a. Inhalationsnarkotika u. Stickstoffoxide.
E laughing gas F gaz hilarant I gas esilarante S gas hilarante Z 2811.29 G 2
Quelle: CD Römpp Chemie Lexikon – Version 1.0, Stuttgart/New York: Georg Thieme Verlag 1995
============================================================== Alkohol
Umgangssprachlich u. auch in diesem Werk wird unter „A.“ immer Ethanol verstanden, s.a. Alkohole u. alkoholische Getränke.
Quelle: CD Römpp Chemie Lexikon – Version 1.0, Stuttgart/New York: Georg Thieme Verlag 1995
============================================= Ethanol
(Ethylalkohol, Weingeist, „Alkohol“). H3C–CH2–OH, C2H6O, MG. 46,07. Klare, farblose, würzig riechende u. brennend schmeckende, leicht entzündliche, hygr. Flüssigkeit, die mit schwach leuchtender Flamme zu Kohlendioxid u. Wasser nach
verbrennt, D. 0,79367 (15°), Schmp. –114,5°, Sdp. 78,32°, FP. 12° c.c., Zündtemp. 425°, Explosionsgrenzen 3,4–15 Vol.-%, WGK 0, MAK 1900_mg/m3 bzw. 1000_ppm; Dampfdrücke in hPa 1,3 (–35,5°), 6,7 (–12°), 27 (+8°), 67 (25°), 80 (26°), 267 (48,4°), 533 (63,5°), 1013 (78,32°); krit. Temp. 243,1°, krit. Druck 63,8_bar (63,8·105_Pa), Heizwert 29,68_kJ/g. Mit Wasser, Ether, Chloroform, Benzin u. Benzol ist E. in jedem Verhältnis mischbar. Bei der Mischung mit Wasser kommt es zu Vol.-Kontraktion u. Wärmeentwicklung (z.B. geben 52_Vol.-Tl. E. u. 48_Vol.-Tl. Wasser nicht 100, sondern nur 96,3_Vol.-Tl. der Mischung); die Kontraktion ist bei annähernd gleichen Vol. der Komponenten am größten. Den E.-Gehalt wäss. Mischungen kann man nicht einfach berechnen, sondern nur nach der D. aus Tab. entnehmen; es ist deshalb zweckmäßiger, mit Gew.-% zu rechnen (Dichte- u. Konz.-Tab. finden sich in Lit. sowie in Kirk-Othmer). Mit Wasser u. einer Reihe anderer Lsgm. bildet E. Azeotrope; im Falle des Wassers siedet ein Gemisch aus 95,57 Gew.-% E. u. 4,43 Gew.-% Wasser konstant bei 78,2°. Über die Identitäts- u. Reinheitsprüfung von E. s. Lit. vgl. auch Lit. .
E. zeigt die typischen Reaktionen primärer Alkohole wie Dehydratisierung, Dehydrierung, Oxidation u. Veresterung. Das Wasserstoff-Atom läßt sich durch ein akt. Metall (z.B. Na, K, Ca) unter Bldg. eines Ethoxids (s. Alkoholate) u. Wasserstoff-Entwicklung ersetzen. Prim. Oxidationsprod. des E. ist in der Regel Acetaldehyd, Endstufe Essigsäure; durch Einwirkung von Na-Hypochlorit entsteht Chloroform u. entspr. die übrigen Haloforme. Durch katalyt. Dehydrierung bzw. Dehydratisierung bei Temp. zwischen 200 u. 500° sind, in Abhängigkeit von der Zusammensetzung des Katalysators, eine Vielzahl von techn. wichtigen Prod. zugänglich, so z.B. Acetaldehyd, Ethylen, Diethylether; selbst zur H2-Gewinnung kann E. herangezogen werden (Lit. ).
Am Sauerstoff deuteriertes E. (C2H5OD) läßt sich durch Deuterolyse von Tetraethyl-orthosilicat herstellen. Man destilliert den deuterierten Alkohol im Vak. von Siliciumdioxid ab u. erhält in 90%iger Ausbeute die isotop. u. chem. sehr reine (>99,7%) Verb. (Lit. ). Nachw.: Durch Iodoform-Reaktion (die allerdings nicht spezif. ist, s. Haloforme), durch Schotten-Baumann-Reaktion zu charakterist. riechendem Benzoesäureethylester od. den gut krist. 4-Nitro- bzw. 3,5-Dinitrobenzoesäureestern. Zur Best. des Blutalkohols s. dort, bei Alcotest u. bei Lit. .
Vork.: Der physiolog. E.-Gehalt des menschlichen Blutes beträgt 0,002–0,003%. Sonst kommt E. in der freien Natur überall da vor, wo nasse, Zucker- od. Stärke-haltige Substanzen durch die allgegenwärtigen Hefezellen vergoren werden, so z.B. in verfaulendem Fallobst, bei der Gärung des Brotteigs usw. Physiolog.: Reines E. ist für Organismen aller Art ein starkes Gift; bei Mikroorganismen wird das Protoplasma-Eiweiß denaturiert. Daher werden Bakterien in 70%igem E. abgetötet od. in ihrer Entwicklung gehemmt. E. dient deshalb auch als Konservierungsmittel im Haushalt u. für anatomische Präparate. Zur Keimhemmung durch E. s. Lit. . Auf den Menschen wirkt E. (meist in Form von alkohol. Getränken aufgenommen) anregend, sofern es in kleinen Mengen genossen wird; größere Mengen wirken berauschend. Die Wirkung ist dabei individuell verschieden und u.a. abhängig von Alter u. Geschlecht. Kinder sind bes. empfindlich, die Letaldosis für ein 5–6jähriges Kind liegt bei 30_g Alkohol. Frauen haben eine geringere Alkohol-Toleranz als Männer. Während beim Mann in der Regel erst ab täglich 60_ml reinem Alkohol eine Fettleber od. mit der Zeit auch eine irreversible alkoholische Hepatitis auftritt, die dann zur Zirrhose führt, sind es bei der Frau schon 20_ml täglich. Weiterhin spielen Konstitution, Klima, Jahreszeit u. dispositionelle Faktoren (z.B. Hunger, Ermüdung, Füllungszustand des Magens) sowie die Konz. des E. in dem betreffenden Getränk u. der Zeit, in der eine bestimmte Menge dieses Alkohols aufgenommen wird, eine Rolle. Wegen des leichten Übertritts von E. in den Kreislauf des Embryos ist es auch ein potentielles Teratogen . Alkohol-Konsum in der Schwangerschaft ist eine der häufigsten Ursachen der angeborenen Idiotie. Die Einnahme von 80_ml ist schon gefährlich u. führt beim Phoeten zu Wachstumsstörungen mit Mikrozephalie, Intelligenzdefekten, engen Lidspalten u. häufig zu kleinem Ober- u. Unterkiefer, seltener zu Gaumenspalte, schmalen Lippen. Akute Alkohol-Vergiftung durch einmaligen Genuß einer großen E.-Menge äußert sich durch Gesichtsrötung, allg. Wärmegefühl, Enthemmung. Anfänglich erhöhtem Bewegungsdrang folgt Ermüdung u. Muskelerschlaffung, erschwertes Sprechen, Unsicherheit im Gehen u. Stehen (Rauschzustand), u. schließlich kann Narkose mit Atemstillstand eintreten. Auf den neg. Einfluß des E. auf die Fahrtüchtigkeit von Fahrzeuglenkern braucht wohl nicht bes. hingewiesen zu werden. Infolge der vermehrten Wärmeabgabe durch Erweiterung der Hautgefäße treten Untertemp. auf (Körpertemp. bis unter 30°); deshalb erfrieren Betrunkene schon bei geringen Kältegraden. Als Nachwirkung der akuten Alkohol-Vergiftung tritt der „Katzenjammer“ mit Kopfschmerz, Übelkeit u. Erbrechen auf.
Herst.: Synthet. stellte man E. früher aus Acetylen durch Anlagerung von Wasser in Ggw. von Quecksilber-Salzen u. Red. des gebildeten Acetaldehyds her, heute jedoch hauptsächlich aus Ethylen durch direkte katalytische Hydratisierung bei höherer Temp. u. Drücken od. durch indirekte Hydratisierung mit Schwefelsäure u. Hydrolyse des so erhaltenen Esters. Die E.-Herst. aus Synthesegas hat demgegenüber heute keine techn. Bedeutung u. ist allenfalls historisch interessant (Synol-Prozeß, s. Synthol), wenn auch vielleicht Methanol als Edukt interessant werden dürfte. Eine Route ist die sog. Homologisierung, bei der Methanol mit CO/H2 in Ggw. von Rh- bzw. Co-enthaltenden Mehrkomponenten-Katalysatoren in der Flüssig- oder auch in der Gasphase umgesetzt wird. Je nach Reaktionsbedingungen u. Einsatz von Katalysatoren kann bevorzugt Acetaldehyd oder Ethanol erhalten werden. Eine techn. Anwendung steht noch aus .
E. wird weiterhin durch Fermentation (alkoholische Gärung) von Glucose-haltigen Substraten wie Treber, Melasse, Rohrzucker, Zuckerrübenschnitzeln u. Schlempe, Holzzucker-Lsg., Trauben, Beeren u.a. Obst, od. Maischen von Stärke-haltigen Prod. wie Kartoffeln, Reis od. Mais gewonnen. Man spricht deshalb – nicht nur bei alkoholischen Getränken – von Branntwein auch bei E. für techn. Zwecke. Mit speziellen Hefestämmen läßt sich auch die Lactose der Molke zu E. vergären .
Erhebliche E.-Mengen erhält man aus Sulfit-Ablaugen, die 1–2,5% vergärbare Zucker liefern (sog. Laugenbranntwein), u. auch Cellulose wird enzymat. zu Glucose hydrolysiert, wobei diese gleichzeitig zu E. vergoren wird . Bei der anaerob verlaufenden alkohol. Gärung wird die D-Glucose (u.a. Hexosen wie D-Fructose u. D-Mannose) durch bestimmte, in verschiedenen Heferassen enthaltene Enzyme in einem von Lavoisier quant. untersuchten Vorgang zu E. u. Kohlendioxid nach der von Gay-Lussac (1815) aufgestellten summar. Gärungsgleichung:
abgebaut. Bei dieser Reaktion wird Wärme (88_kJ/mol) frei, die z.T. zur Unterhaltung der Lebensprozesse in den Hefezellen dient, zum größten Tl. jedoch nach außen abgegeben wird. Bei der alkohol. Gärung entstehen aus 1_kg Glucose etwa 0,5_kg E. u. 0,5_kg Kohlendioxid. Die obige Gärungsgleichung stellt nur die Zusammenfassung vielerlei verwickelter, nebeneinander verlaufender Reaktionsfolgen dar. Tatsächlich beginnt der Gärungsprozeß mit der enzymat. Phosphorylierung der Glucose zu den nach ihren Entdeckern Robison, Neuberg u. Harden u. Young benannten Phosphorsäureestern, deren letzterer enzymat. in zwei miteinander im Gleichgew. stehende C3-Bruchstücke gespalten wird; die einzelnen Schritte des Reaktionsablaufs sind bei Glykolyse näher beschrieben. Der weitere Verlauf des Gärungsprozesses ist in dem Schema wiedergegeben.
Als Wasserstoff-Akzeptor dient bei diesen Reaktionen das Nicotinamid-adenin-dinucleotid (NAD+), als H-Donator seine reduzierte Form (NADH). Die Gesamtbilanz der stufenweise ablaufenden alkohol. Gärung kann durch die folgende „idealisierte Gärungsgleichung“ ausgedrückt werden:
Außer den Hauptprod. E. u. CO2 liefert die Gärung je nach Ausgangsprod. noch 4–5% unterschiedliche Nebenprod., z.B. Ameisensäure, Bernsteinsäure, Acetaldehyd, Brenztraubensäure, Essigsäure, Glycerin, Kohlenhydrat-phosphorsäureester, Milchsäure, Phosphoglycerinsäure u. höhere Alkohole, bes. die hauptsächlich aus Pentanolen, Isobutanol etc. bestehenden sog. Fuselöle. Wie ersichtlich, ist die Gärung u.a. von ausreichender Phosphat-Zufuhr abhängig. Man setzt deshalb den gärenden Flüssigkeiten oft noch bes. Gärsalze zu, die überwiegend Diammoniumphosphat, jedoch auch andere wichtige anorg. Bestandteile u. Spurenelemente enthalten. Die günstigste Gärungstemp. liegt zwischen 30° u. 37°; unterhalb 0° u. oberhalb 50° stellen die Hefepilze ihre Gärtätigkeit ein. Der Zucker-Gehalt der Gärflüssigkeit soll 20–25% nicht überschreiten, da sonst die Hefezellen geschädigt werden; bei 30–32% Zucker hört die Gärung überhaupt auf. Die die einzelnen Reaktionsschritte der Glykolyse katalysierenden Enzyme Hexokinase, Phosphofructokinase, Phosphoglyceratkinase, Phosphoglyceromutase, Enolase u. dgl. wurden früher (von E. Buchner) mit der Sammelbez. Zymase belegt, u. das Gesamtsyst. von Enzymen, Coenzymen u. Cosubstraten (z.B. NAD, Hexosediphosphat, Mg-Ionen) nannte man Holozymase. Durch alkohol. Gärung erhält man höchstens 18%ige E.-Lsg., denn bei höheren E.-Konz. gehen die Hefezellen zugrunde. Die fachsprachlich Brennen genannte Dest. liefert den sog. Rohsprit (vgl. Sprit), der durch Rektifikation auf >95 Gew.-% konzentriert wird. „Wasserfrei“ kann man E. durch Azeotrop-Dest. mit einer dritten Komponente wie Benzol (Young-Verf.) od. Trichlorethylen (Drawinol-Verf.) oder durch Entwässern (Dest. über gebrannten Kalk, geglühte Pottasche, geglühtes Kupfersulfat u.a.) herstellen (Absolutierung); eine energiesparende Entwässerungsmeth. s. Lit. u. eine energiesparende Destillieranlage s. Lit. . Eine Unterscheidung zwischen Synth.- u. Gärungs-E. läßt sich mit Hilfe der Radiokohlenstoff-Datierung treffen, jedoch ist dieses Verf. nicht fälschungssicher. Mit Hilfe der Deuterium-NMR-Spektroskopie ist es neben der Unterscheidung von Synth.- u. Gärungs-E. auch möglich, Mischungen verschiedener Gärungsalkohole zu erkennen .
E. ist in verschiedenen Qualitäten im Handel, dessen Beaufsichtigung der Bundesmonopolverwaltung für Branntwein (s. unten) unterliegt: Rohspiritus (mindestens 80 Gew.-% E.): Aus vergorenen Kohlenhydrat-haltigen Maischen gewonnenes Rohdestillat. Primasprit (mindestens 92,4 Gew.-% E.): Für Trinkbranntweinzwecke geeigneter Mittellauf der Rektifikation von Rohsprit (Aldehyd-Gehalt höchstens 4_mg/l, Fuselöl-Gehalt höchstens 5_mg/l, Säuregrad höchstens 3_mg/l, Methanol-Gehalt höchstens 3_g/l). Vor- u. Nachlauf liefern den technischen Alkohol (mindestens 92,8 Gew.-% E.). Feinfiltrierter Sprit: Primasprit, der durch Filtration über Aktivkohle u. Rektifikation gewonnen wird; ist ebenso wie der Primasprit zu Genußzwecken geeignet. Sekundasprit (mindestens 94,4 Gew.-% E.): Destillat, das bei der Reinigung von Rohspiritus zu Primasprit anfällt u. sich nur für industrielle Zwecke eignet. Brennspiritus (92,4 Gew.-% E.): Durch Denaturieren zum Genuß unbrauchbar gemachtes E., wobei 2-Butanon (0,75%) u. Pyridin-Basen (0,2%) als Vergällungsmittel dienen, bei Heilmitteln u. Kosmetika statt dessen auch Campher, Thymol, Chloroform, Toluol usw. Absoluter Alkohol (mindestens 99,7 Gew.-% E.): Reines E., das auch zur Herst. von verd. Lsg. (E.-Gehalt in Vol./Vol. oder Gew./Gew.) dient.
Verw.: Die Hauptmenge des produzierten E. wird in Form von alkohol. Getränken für Genußzwecke verbraucht. In der Technik dient E. als wertvolles Lsgm. für Fette, Öle u. Harze, vor allem in der Lack- u. Firnisfabrikation sowie zur Herst. von Essenzen. Es ist das wichtigste Lsgm. für Duftstoffe (s. Parfüms) in einer Stärke von 80 bis 90 Gew.-%, für Kosmetika (Rasierwasser, Haarwasser) in einer Stärke von 40–60 Gew.-%. Wegen seines hohen Heizwertes (Hu: 29_kJ/g=7_kcal/g) eignet sich E. in Form des Brennspiritus od. des sog. Hartspiritus (durch Zusatz geringer Mengen von Natronseifen, Celluloseester, Kieselgur etc. verfestigter Brennspiritus) als Brennstoff sowie im Gemisch mit Benzin als Motortreibstoff (Gasohol). Bes. die letztgenannte Verw. wird aufgrund der Verteuerung des Erdöls in Ländern, die reichlich über vergärungsfähige Kohlenhydrate verfügen (Zuckerrohr u. Maniok in Brasilien, Mais in den USA), bereits praktiziert od. zumindest erprobt , s.a. Lit. . Auch der Einsatz von E. als Rohstoff für verschiedene wichtige Ind.-Chemikalien erscheint in solchen Ländern aussichtsreich , zumal sich durch energieeinsparende Maßnahmen bei den Verf. der Biotechnologie die Konkurrenzfähigkeit des E. gegenüber den Petrochemikalien noch steigern läßt. Auch als Substrat für die Eiweiß-Gewinnung (SCP) kann E. das Erdöl ersetzen (s. Lit. u. Lit. ). Selbstverständlich ist E. auch das Ausgangsmaterial für viele Chemikalien, z.B. für Diethylether, Chloroform, Ethylchlorid, Farbstoffe, pharmazeut. Präp., u. wegen seiner keimtötenden Wirkung dient es zum Konservieren u. Desinfizieren.
Geschichtl.: In Form von alkohol. Getränken war E. bereits in vorgeschichtlicher Zeit bekannt. Eine 8000–9000 Jahre alte sumerische Keilschrifttafel beschreibt bereits die Bierbereitung; auch die Weingewinnung ist jahrtausendealt. Das Destillieren ist in Süditalien (Salerno) zwischen 1150 u. 1250 aufgekommen. „Absoluter“ (d.h. reiner) Alkohol wird zum erstenmal in Kardanus „de subtilitate“ (Köln 1554) erwähnt. Im Jahre 1796 erfolgte die erste Herst. von wasserfreiem E. mittels Pottasche, 1826 die erste Herst. aus Ethylen u. Schwefelsäure.
Lit.: 1_DAB 8, 553–579. 2_Janistyn 1, 30–35. 3_DAB 8, 15, 99–102. 4_Pure Appl. Chem. 17, 273–312 (1968). 5_Chem. Tech. (Heidelberg) 9, 227 1980. 6_J. Org. Chem. 33, 1257 (1968). 7_Z. Anal. Chem. 284, 113ff. (1977). 8_Moeschlin, Klinik u. Therapie der Vergiftungen, S._311, Stuttgart: Thieme Verl. 1986. 9_Naturwissenschaften 60, 302 (1973). 10_New Sci. 81, 76 (1979). 11_Naturwissenschaften 63, 556–569 (1976). 12_Naturwissenschaften 66, 22–27 (1979). 13_Umschau 80, 391–393 (1980). 14_Forth et_al., Allgemeine u. spezielle Pharmakologie u. Toxikologie, S._446f., 570–575, Mannheim: Bibliograph. Inst. 1975. 15_Moeschlin, Klinik u. Therapie der Vergiftungen, S._310ff., Stuttgart: Thieme Verl. 1986. 16_Pharm. Unserer Zeit 4, 41–49 (1975). 17_Chem. Eng. (New York) 85, Nr._15, 19 (1978). 18_Weissermel-Arpe, S._208. 19_Chem. Labor Betr. 30, 307 (1979). 20_Chem. Eng. News 57 Nr._16, 38 (1979). 21_Science 205, 898–900 (1979); 210, 646 (1980). 22_Chem. Rundsch. 33, Nr._31, 11f. (1980). 23_Chem. Unserer Zeit 5, 162ff. (1988) 24_Unsere Steuern von A–Z, S._53f. Bonn: Bundesministerium der Finanzen 1975. 25_Chem. Ind. (Düsseldorf) 32, 84f. (1980). 26_Chem. Unserer Zeit 14, 90–101 (1980). 27_Chem. Eng. News 57 Nr._17, 11 (1979). 28_DECHEMA-Monogr. 83, 35–42 (1979). 29_DECHEMA-Monogr. 83, 43–51 (1979). 30_Chem. Ind. (Düsseldorf) 31, 855–859 (1979).
allg.: Beilstein EIV 1, 1289–1306 ï Brauer, Gefahrstoff-Sensorik, Landsberg: Ecomed Verlagsges. 1988 ï Frey, Die Alkoholvergiftung, Verhütung und Behandlung, Berlin: Springer 1976 ï Giftliste ï Hommel Nr._22 ï Kirk-Othmer 8, 422–470; (3.) 9, 338–380; 11, 348–350, 482–484, 680–682 ï Lück, Chemische Lebensmittelkonservierung, S._114–117, Berlin: Springer 1977 ï Merck-Index (10.) Nr._211–214 ï Moeschlin, Klinik u. Therapie der Vergiftungen, S._310f., Stuttgart: Thieme Verl. 1986 ï Mutschler, Arzneimittelwirkungen, S._704f., Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsges. 1986 ï Rippen, Handbuch Umweltchemikalien, Landsberg: Ecomed-Verlagsges. 1987–1988 ï Schütz, Alkohol im Blut, Weinheim: Verl. Chemie 1983 ï Weissermel-Arpe, S._208–210 ï Winnacker-Küchler (3.) 3, 464, 487f., 548, 560–562; 4, 56–59, 77f., 96; (4.) 6, 25ff. ï s.a. alkoholische Gärung, Alkoholismus, Blutalkohol ï ältere Lit. 8. Aufl. dieses Werkes.
Quelle: CD Römpp Chemie Lexikon – Version 1.0, Stuttgart/New York: Georg Thieme Verlag 1995
================================================= Methanol
(Methylalkohol). CH3OH, CH4O, MG. 32,04. Farblose, leichtbewegliche, brennfähige, brennend schmeckende Flüssigkeit, D. 0,7869 (25°), Schmp. –98°, Sdp. 64,5°, FP. 10° c.c., zündfähiges Gemisch 6,0–36,5 Vol.%, Zündtemp. 455°, Dampfdruck 128_hPa bei 20°. M. ist mit Wasser, Ethanol u. Ether beliebig mischbar u. löst viele Mineralsalze (Silbernitrat etwa 4%, Calciumchlorid 22%, Kupfersulfat 13%, Ammoniumchlorid 3,2%, Ammoniumnitrat 14%, Kochsalz 1,4%, Natriumiodid 43%) u. Nitrocellulosen, weniger dagegen Fette u. Öle. M. verbrennt leicht mit bläulicher Flamme zu Kohlendioxid u. Wasserdampf, der Heizwert beträgt 19_MJ/kg. M. läßt sich bei tieferen Temp. katalyt. zu Formaldehyd, Ameisensäure, Kohlensäure u. Kohlendioxid oxidieren. Zur Reinigung von M. als Lsgm. s. Lit. .
Physiolog.: Flüssigkeit u. Dämpfe verursachen Schädigung des Zentralnervensyst., insbesondere der Sehnerven, nachfolgende Erblindung. Die Flüssigkeit kann auch über die Haut aufgenommen werden. Nieren, Leber, Herz u. andere Organe werden geschädigt, die Folgen treten mit Verzögerung auf. Die Gefährdung durch Einatmen der Dämpfe ist geringer als bei Aufnahme durch den Mund. Vergiftungssymptome: Rausch, Bauchkrämpfe, Schwindel, Kopfschmerzen, Übelkeit u. Erbrechen, Schwächeanfälle, nur leichte Narkose, später Sehstörungen, Bewußtlosigkeit, Atemstillstand. Die tödliche Dosis wird auf 30–100_ml geschätzt, es wurden jedoch auch schon Todesfälle mit nur 5_ml bekannt ; MAK-Wert 200_ppm bzw. 260_mg/m3; WGK1; Biologischer Arbeitsstoff-Toleranz(BAT-)Wert 30_mg M. im Liter Harn. Die hohe Toxizität ist durch Oxid. von M. zu Formaldehyd u. Ameisensäure im Organismus bedingt. Letztere führt wegen ihrer schlechten Ausscheidbarkeit zu einer schweren Azidose. In Luft ist der Nachw. mit Dräger-Prüfröhrchen im Bereich von 100–3000_ppm möglich.
Vork.: In der Natur kommt reines M. in Heracleum-Früchten, Baumwollpflanzen u. verschiedenen Gräsern, ferner in einigen ether. Ölen spurenweise vor; häufiger findet man dort seine Ester (Methylester) u. Ether (Methylether in Alkaloiden, Farbstoffen). Bei der Zers. von Pektinen u. Lignin können kleine Mengen von M. entstehen, die sich gelegentlich in Fruchtsäften, Branntwein, Wein u. dgl. nachweisen lassen. In winzigen Mengen ist M., das aus enzymat. Prozessen stammt, auch in der Atemluft enthalten. Exraterrestr. Vork. sind ebenfalls bekannt.
Herst.: M. wurde zuerst durch trockene Dest. des Holzes gewonnen (das M. stammt aus den Methoxy-Gruppen der Hemicellulosen u. des Lignins). Heute wird M. großtechn. ausschießlich aus Rohstoffen wie CO2/H2 od. CO/H2 (Synthesegas) hergestellt, die ihrerseits der Kohlevergasung entstammen od. aus Erdgas u. schweren Rückstandsölen gewonnen werden. Die zu M. führenden Reaktionen (zum Gleichgew. s. Lit. )
werden bei verschiedenen Temp., Drücken u. Katalysatoren durchgeführt, u. zwar als Hochdruckverf. (300–350 bar, 320–380°, ZnO/Cr2O3-Katalyse), Mitteldruckverf. (z.B. 100–150 bar, 230–260°, CuO–ZnO–Cr2O3-Katalyse) u. Niederdruckverf. (50–100 bar, 240–260°, Cu-Zn-Al-Oxid-Katalyse); Näheres zur Technik s. Kirk-Othmer, Ullmann, Weissermel-Arpe u. Winnacker-Küchler, Lit. In der BRD lag die Produktion 1985 bei 590000_t. Verw.: Nach Einsatzgebieten schlüsselt sich der M.-Verbrauch in USA, Westeuropa u. Japan wie folgt auf (s. Tab.).
M. selbst findet Verw. als Lsgm. z.B. im chem. Laboratorium, in der Spektroskopie u. für Lacke u. Firnisse sowie als Extraktionsmittel u. zur Reinigung von Synthesegas (s. Rectisol®)-Verf., als Kälteübertragungsmittel, zur Füllung von Brennstoffzellen, in kleinen Mengen als Farbstoff-Anteigmittel etc. M. ist in kosmet. Mitteln mit Einschränkungen zugelassen (Kosmetik-Verordnung vom 15. Juni 1985, letzte Änderungsverordnung vom 21.3.1990). Mögliche zukünftige od. im Ausbau befindliche Einsatzgebiete für M. sind: 1. Kraftstoff od. Mischkomponente für Benzin, 2. Energieträger, 3. Synth.-Rohstoff, 4. Kohlenstoff-Quelle für Petroprotein (Herst. von SCP = Single Cell Protein); eine ausführliche Darst. über heutige u. künftige Nutzung von M. gibt Weissermel-Arpe (Lit.).
Geschichtl.: M. wurde von Boyle bei der Holzdest. 1661 erstmals beobachtet, aber erst von Liebig, Dumas u. Pictet aufgeklärt. Der Alkohol wurde früher Holzgeist, Holzalkohol, Holzin, später bevorzugt Carbinol genannt; der heutige Name leitet sich von Methyl... ab. Lit.: 1_Pure Appl. Chem. 57, 855–864 (1985). 2_Moeschlin, Klinik u. Therapie der Vergiftung, S._306–309, Stuttgart: Thieme 1986. 3_Mutschler, Arzneimittelwirkungen, S._703–704, Stuttgart: Wissenschaftl. Verlagsges. 1986. 4_Chem. Techn. (Leipzig) 33, 77–81 (1981). 5_Weissermel-Arpe, S._34.
allg.: Asinger, Methanol – Chemie u. Energierohstoff. Die Mobilisation der Kohle. Berlin: Springer 1986 ï Beilstein EIV 1, 1227–1245 ï Blaue Liste, S._232 ï Brauer, Gefahrstoff-Sensorik, Landsberg: Ecomed Verlagsges. 1988–1990 ï Chang, Hydrocarbons from Methanol, New York: Dekker 1983 ï Gildemeister 3a, 499 ï Giftliste ï Hommel (4.) Nr._123 ï Kirk-Othmer 13, 370–398; (3.) 15, 398–415, 667; S, 1–42 ï McKetta 2, 340–356; 20, 11–39 ï Merck-Index (11.), Nr._5868 ï Rippen, Handbuch Umweltchemikalien, Landsberg: Ecomed Verlagsges. 1984–1990 ï Schäfer, Thermodynamische Untersuchung der Reaktion von Methanol-Luft-Gemischen unter der Wirkung von Wasserstoffzusatz, Düsseldorf: VDI 1983 ï Snell-Etttre 16, 102–122 ï Snell-Hilton 4, 501ff. ï Ullmann 12, 398–420; (4.) 16, 621–634; (5.) A7, 216f. ï Umschau 84, 119–123 (1984) ï Weissermel-Arpe, S._31–39 ï Winnacker-Küchler (3.) 3, 349–405; (4.) 5, 502–518.
Quelle: CD Römpp Chemie Lexikon – Version 1.0, Stuttgart/New York: Georg Thieme Verlag 1995
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Das war es erstmal an Qoutereien von meinem Lexikon.
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